Doktorandenprogramm Interdisziplinäre sozio-kulturelle Studien (Europa und Lateinamerika)

Profil des Doktorandenprogrammes

Das in Kooperation zwischen der Universität Rostock (UR) und der Universidad Nacional de La Plata (UNLP) entwickelte Promotionsprogramm Interdisziplinäre sozio-kulturelle Studien (Europa und Lateinamerika) widmet sich einem gemeinsamen Forschungsfeld: den Übergängen zur Demokratie, Fragen von Identität sowie kollektiver Erinnerung. Diese Themen spiegeln zentrale Anliegen der Sozial- und Geisteswissenschaften in den akademischen Traditionen beider Universitäten wider und besitzen eine besondere Relevanz für die Politik postdiktatorischer Regierungen in Argentinien und Deutschland.

Auf dieser Grundlage ergeben sich vielfältige Anknüpfungspunkte und Potenziale für vergleichende Studien. Ein zentrales Anliegen der einzelnen Dissertationsprojekte ist dabei die Arbeit mit Archiven sowie die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Politik, Kultur und Gesellschaft beider Länder – allesamt geprägt von tiefgreifenden und teils kontroversen politischen, sozialen und kulturellen Transformationsprozessen.

Sowohl Rostock als auch La Plata verfügen im angesprochenen Themenbereich über Fachbibliotheken und Archive, in denen Forschungsaufenthalte vorgesehen sind. Die Kooperation mit dem Ibero-Amerikanischen Institut Preußischer Kulturbesitz (IAI) in Berlin ermöglicht den Promovierenden außerdem den Zugang zur wichtigsten Fachbibliothek Europas zu Lateinamerika und den iberischen Ländern. Der Erforschung politischer Transitionen sowie die Untersuchung von Prozessen der Wiedererlangung der Erinnerung und Aufarbeitung der Vergangenheit wird ein Vorrang eingeräumt.

Neben der kritischen Analyse sowie der Entwicklung komplexer Darstellungen und Interpretationen sollen sich die Dissertationsvorhaben auch durch eine gesellschaftliche Rückbindung auszeichnen. Ziel ist es, wissenschaftliche Impulse für gesellschaftliche und politische Akteure sowie Institutionen zu setzen.

Zu den Ergebnissen der langjährigen Kooperation beider Universitäten zählen unter anderem folgende Sammelbände:

Ziel des Programmes

Ziel des Programmes

Ziel ist es, im Rahmen dieses Programms Doktoranden und Doktorandinnen zu Spezialisten in empirischer und theoretischer Forschung zu Phänomenen, die mit Transitionen zur Demokratie, Identitäten und Erinnerung in Lateinamerika und Europa im 20. und 21. Jahrhundert in Verbindung stehen, auszubilden.

Dies soll aus einer innovativen Perspektive geschehen, die es den Absolventen erlaubt:

  • originäre Forschungsergebnisse zu leisten, welche im Rahmen des thematischen Fokus zum theoretischen und methodologischen Korpus der Sozial- und Geisteswissenschaften in Europa und Lateinamerika beitragen, spezifische interdisziplinäre, interkulturelle und multilinguale Forschungsprojekte zu formulieren und durchzuführen, die gleichzeitig einen Beitrag zu den vergleichenden Studien zwischen Europa und Lateinamerika darstellen,
  • aktuelle soziale Phänomene in Europa und Lateinamerika konzeptuell abzugrenzen, zu analysieren und zu erklären, mit dem Ziel einer beruflichen Tätigkeit in der akademischen Forschung, im öffentlichen Bereich oder in Organisationen der Zivilgesellschaft,
  • an der internationalen Debatte über den thematischen Fokus durch Publikationen in europäischen und lateinamerikanischen Fachzeitschriften und die Ausrichtung eigener Panels im Rahmen internationaler Kongresse und Symposien mitzuwirken.
Förderbestimmungen

Förderbestimmungen

Das Doktorandenprogramm Interdisziplinäre sozio-kulturelle Studien (Europa und Lateinamerika) ist individuell zu gestalten. Die Bildungsaktivitäten sind daher für alle Promovierenden unterschiedlich und richten sich nach Vorbildung und Forschungsvorhaben des Aspiranten. Trotz des individuellen Zuschnitts, wird ein Grundkonzept festgelegt, das sich wie folgt gestaltet:

Die Bewerber sind an einer der beiden Universitäten eingeschrieben. Die Doktorarbeit wird durch jeweils einen Betreuer der Gast- und Herkunftsuniversität betreut und wird nach der jeweiligen Promotionsordnung eingereicht und verteidigt. Die Doktorarbeit muss in der Amtssprache eines der beiden Länder verfasst werden und sollte einen Abstract in der Sprache der jeweils anderen Universität enthalten. Die an den jeweiligen Universitäten ausgestellten Hochschulzeugnisse enthalten eine Anmerkung über den binationalen Charakter des Promotionsstudiums.

Für das binationale Stipendienprogramm sind die Doktorandinnen und Doktoranden dazu aufgefordert, insgesamt 30 Leistungspunkte (LP), was in etwa 300 Stunden entspricht, zu erbringen. Die Promovierenden müssen mindestens 30 Prozent und dürfen höchstens 50 Prozent der Leistungspunkte an der Gastuniversität erbringen.

Zu belegen sind ingesamt:

  1. Vier Seminare (12 LP): Lehrveranstaltungen mit theoretischer bzw. methodischer Ausbildung interdisziplinärer Art oder in mehreren geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Die Lehrveranstaltung nehmen Bezug auf den Kernpunkt des Promotionsstudiums: Transitionen, Erinnerungskulturen und Identitäten in Europa und Lateinamerika im 20. und 21. Jahrhundert.
  2. Ein Forschungsaufenthalt oder ein Praktikum in Archiven, Bibliotheken, Dokumentationszentren (3 LP) ist zu absolvieren, die der Entwicklung von Forschungskompetenzen dienen sollen und mit den Kernthemen des Promotionsstudium in Verbindung stehen. Fakultativ wären z. B. für deutsche Doktoranden in Argentinien ein Forschungsaufenthalt in der Comisión Provincial por la Memoria, im Archivo Histórico de la Provincia de Buenos Aires „Dr. Ricardo Levene“ oder im Archivo Histórico de la Universidad Nacional de La Plata möglich.
  3. Drei Doktorandenkolloquien (9 LP), ein Kolloquium an der Gastuniversität, zwei an der Herkunftsuniversität) sind zu belegen, wodurch der akademische Austausch in einer Gruppe und die Diskussion über Forschungsfortschritte gewährleistet werden soll.
  4. Zwei obligatorische Sprachkurse (6 LP).
Finanzierung

Finanzierung

Finanziert wird zunächst ausschließlich der einjährige Auslandsaufenthalt sowie die Reisekosten an die Universidad Nacional de La Plata in Argentinien. (1.650 Euro pro Monat plus einmalig 1.500 Euro Reisepauschale für den Hin- und Rückflug). Bei einer positiven Evaluation des Aufenthalts durch die Verantwortlichen des Lehrstuhls, die nach ca. 9 Monaten stattfindet, kann der Aufenthalt zudem um ein Jahr verlängert werden. Die Maximalförderdauer beträgt somit 24 Monate. 

Bewerbung

Bewerbung

Vorausgesetzt werden ein sehr guter bis guter MA-Abschluss in einem geistes- und sozialwissenschaftlichen Studienfach sowie Spanisch-Kenntnisse auf Niveau C1 des GER. Für eine Bewerbung reichen Sie bitte bis zum 15. Januar 2025 folgende Unterlagen in digitaler Form unter christian.pfeifferuni-rostockde ein:

  • Motivationsschreiben,
  • Lebenslauf,
  • Zeugnisse und
  • eine maximal fünf Seiten umfassende Beschreibung Ihres Forschungsvorhabens.
Medienpräsenz

Medienpräsenz

Abgeschlossene und laufende Dissertationen

Abgeschlossene und laufende Dissertationen

Abgeschlossen: 

Christian Pfeiffer

Datum der Verteidigung: 18.06.2019

Dissertationsthema: Auswärtige Kulturpolitik in Spanien und Deutschland. Ein akteurszentrierter Vergleich

Auswärtige Kulturpolitik (AKP) ist der gezielte Einfluss auf die internationalen Kulturbeziehungen durch eine staatlich koordinierte Politik, u. a. um Bürger anderer Länder mit dem kulturellen und sprachlichen Angebot des eigenen Landes zu erreichen. Das Ziel einer AKP kann variieren und von der Sympathie- und Imagewerbung bis zum gegenseitigen kulturellen Austausch oder der Verbindung von Kultur und Entwicklungszusammenarbeit reichen.

Deutschland gehört zu den Ländern mit einer umfangreichen und vielschichtigen AKP. Spanien hingegen gehört nicht zur außenkulturpolitischen „ersten Liga“. Das Land hat jedoch ein enormes Potential, seine kulturelle Ausstrahlung außenpolitisch zu nutzen. So verfügt es mit der spanischen Sprache und den mit Lateinamerika geteilten kulturellen Wurzeln über zwei Faktoren, die ihm eine prädestinierte Position auf dem internationalen Parkett verleihen könnten.

Die systematisch-vergleichende Studie beschäftigt sich auf innovative und detaillierte Weise mit der politisch-administrativen und konzeptionellen Ausprägung des Politikfeldes der AKP in Spanien und Deutschlands, wodurch aufschlussreiche Perspektiven und Chancen für beide Länder aufgezeigt werden.

 

Jan Müller

Datum der Verteidigung: 14.07.2021

Dissertationsthema: Der Kampf um Erinnerung und Menschenrechte - Eine Analyse der Comision Provincial por la Memoria der Provinz Buenos Aires

 

Minerva Peinador Pérez

Datum der Verteidigung: 19.07.2021

Dissertationsthema: Entre postmemoria y docuficción. Analyse der Aufarbeitung der (vor/nach)franquistischen gewalttätigen Vergangenheit in Spanien (19./20. Jh.)

 

Nitin Mulchand Arya

Datum der Verteidigung: 15.01.2025

Dissertationsthema: World Regions and Spatialization of the World Order: Geopolitical and Geoeconomic Imaginaries of the European Union and Latin America in Comparison

 

Laufend: 

Cara Grube: Feminismus und Politik in Argentinien. Rezeption und Diskussion der Abtreibungsdebatte innerhalb der argentinischen Parteien.

Guilia Specht: 'La calle es mía' – Performance als politische Praxis im Kontext der feministischen Bewegung in Argentinien.

Stephanie Langner: Feminismus und Hochschulbildung in Argentinien.

Simon Junghans: Transnationale Erinnerungspolitik. Eine Analyse deutsch-chilenischer Zusammenarbeit

Sophie Kuczewski: Der Einfluss des argentinischen „Memoria“-Modells auf die mexikanische Erinnerungspolitik: Eine Analyse des Policy-Transfers unter den Regierungen von Andrés Manuel López Obrador in Mexiko und Alberto Fernández in Argentinien

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gefördert durch:

Deutsch-Argentinisches Hochschulzentrum (DAHZ)