Publikationen des Lehrstuhls für Politische Theorie und Ideengeschichte
Im Folgenden sind die Publikationen des Lehrstuhls aufgelistet. Weitere Publikationen finden Sie bei den jeweiligen Profilen der MitarbeiterInnen.
Bücher (Monographien und Sammelbände)
Zwischen Laïcité und Theokratie - Der Konflikt zwischen Islamist:innen und Säkularen in Tunesien
Valerian Thielicke, Wiesbaden: Springer VS, 2021, 268 S.
Seit dem Übergang zur Demokratie in Tunesien scheint der Konflikt zwischen der islamistischen Ennahda und den nichtislamistischen Parteien das Parteiensystem zu strukturieren, dennoch besteht Uneinigkeit über den Konfliktgegenstand. Durch eine vertiefte Analyse der vorfindbaren kollektiven belief systems, konnte der Band den Unterschied in den Wertevorstellungen und Ansichten der Islamist:innen und Nichtislamist:innen herausarbeiten und zeigen, dass sie sich tatsächlich unterscheiden. Dabei steht nicht die Ordnung des religiösen Feldes bzw. das Verhältnis der Religion im Staat im Zentrum, sondern ihre Vorstellungen von der nationalen identität und der idealen Einrichtung der Demokratie.
"Analyse und Vergleich politischer Mythen - Ein systematischer Theorierahmen für Demokratie und Autokratien"
Dennis Bastian Rudolf, Wiesbaden: Springer VS, 2020, 331 S.
Ziel der Arbeit von Dennis Bastian Rudolf ist es, einen systematischen Theorie- und Analyserahmen des politischen Mythos für Demokratien und Autokratien zu entwickeln. Der Autor widmet sich zunächst den zentralen Merkmalen des Phänomens und richtet diese auf die Anforderungen einer vergleichenden Analyse aus, um davon ausgehend eine theoretisch-konzeptionelle Einordnung des politischen Mythos in zentrale Theorien und Konzepte der Vergleichenden Politikwissenschaft (Politische Kulturforschung, Regimeforschung und Institutionentheorie) zu vollziehen. Potentiale hinsichtlich der Anschlussfähigkeit und des Mehrwerts einer solchen Herangehensweise werden abschließend im Sinne einer machtsensiblen Perspektive politischer Kulturforschung im Kontext von Deutungsmacht gebündelt und explorativ für unterschiedliche politische Regimetypen systematisiert.
"Gibt es eine kulturelle Identität?"
Yves Bizeul und Dennis Bastian Rudolf (Hrsg.), Baden-Baden: Nomos, 2020, 286 S.
In Reaktion auf François Julliens Essay Es gibt keine kulturelle Identität diskutiert dieser Band aus Perspektiven verschiedener Disziplinen Fragen und Probleme der kulturellen Identität in Zeiten neu aufkommender Konfliktlinien der Spätmoderne zwischen offenen und geschlossenen Gesellschaften, Hyperkultur und Kulturessentialismus sowie Kosmopolitismus und Kommunitarismus. Zum einen liegt ein Schwerpunkt auf den theoretischen Deutungen des Konzepts aus Sicht der Politikwissenschaft, Soziologie und (Rechts-)Philosophie, die es von seinem statischen und essentialistischen Gehalt befreien, um praxeologische, dynamische, transformative und kollektive wie individuelle Aspekte miteinzufassen. Zum anderen werden empirische Konstruktionen und Debatten in den Fokus gerückt – von Identitätserzählungen, -repräsentationen und -inszenierungen, über den Einsatz als politischer Kampfbegriff in Diskursen bis hin zur Frage der prinzipiellen Vereinbarkeit kultureller Identitäten mit Demokratie.
"Offene oder geschlossene Kollektividentität Von der Entstehung einer neuen politischen Konfliktlinie"
Yves Bizeul, Ludmila Lutz-Auras und Jan Rohgalf (Hrsg.), Wiesbaden: Springer VS, 2019, 446 S.
Der Sammelband stellt die gegenwärtigen Erfolge des Rechtspopulismus in den westlichen Demokratien in den Kontext der Formation einer neuen gesellschaftlichen Konfliktlinie (cleavage), die öffentliche Debatten bestimmt, Gesellschaften polarisiert und den Parteienwettbewerb neu strukturiert. Es geht dabei um die Alternative zwischen offener und geschlossener Kollektividentität, zwischen offener, politisch integrierter Gesellschaft und geschlossener ethnisch-kultureller (Abstammungs-) Gemeinschaft, zwischen liberaler pluralistischer Demokratie und illiberaler plebiszitärer Demokratie.
"Emigration et mythe - L'héritage culturel de l'espace germanique dans l'exil à l'époque du national-socialisme"
Andrea Chartier-Bunzel, Mechthild Coustillac und Yves Bizeul (Hrsg.), Aix-en-Provence: Presses Universitaires de Provence, 2019, 292 S.
Am Schnittpunkt der Exil-, der Gedächtnis- und Erinnerungsforschung sowie der Mythenforschung soll diese Sondernummer der Zeitschrift "Cahiers d'études germaniques" zum problematischen Umgang exilierter Deutscher und Österreicher mit dem vom Nationalsozialismus konfiszierten kulturellen und mythischen Erbe des deutschsprachigen Raums einen Beitrag zur Kulturgeschichte des widerspruchsvollen 20. Jahrhunderts leisten.
"Politische Debatten um Migration und Integration. Konzepte und Fallbeispiele"
Yves Bizeul und Dennis Bastian Rudolf (Hrsg.), Wiesbaden: Springer VS, 2019, 229 S.
Der Sammelband kombiniert die Diskussion theoretischer Konzepte mit länderübergreifenden Analysen zu Migration und Integration. Im Mittelpunkt stehen einerseits Fragen bezüglich der Grenzen klassischer Migrations- und Integrationstheorien bzw. Möglichkeiten für deren Erweiterung und andererseits empirische Fallbeispiele, welche nach den Ursachen und Folgen von Flucht- und Migrationsbewegungen fragen, den länderspezifischen Umgang mit Migration und Integration beleuchten sowie Lösungsansätze und aktuelle Migrations- und Integrationspolitiken diskutieren.
"Mythos und Tabula Rasa. Narrationen und Denkformen der totalen Auslöschung und des absoluten Neuanfangs"
Yves Bizeul und Stephanie Wodianka (Hrsg.), Bielefeld: Transcript, 2018, 178 S.
Anders als die bisherige Forschung, die stets die konstruktiven Aspekte von Gründungsmythen profilierte, zeigt der Band die destruktive, Auslöschung voraussetzende oder anstrebende Dimension des Mythos auf. Dabei soll vor allem die Frage beantwortet werden, ob es eine Seite mythischer (Gründungs-)Narrative gibt, die Konstruktionen des Nullpunkts – insbesondere in Deutungskonflikten – erfordern oder begünstigen. Die Beiträge stellen aus interdisziplinärer Perspektive historische und politische Umbruchsituationen sowie narrative Strategien in den Fokus, welche Denkformen des Kahlschlags repräsentieren und deren Relation zu mythischen Gründungerzählungen illustrieren.

"Jenseits der großen Erzählungen. Utopie und politischer Mythos in der Moderne und Spätmoderne. Mit einer Fallstudie zur globalisierungskritischen Bewegung"
Jan Rohgalf, Wiesbaden: SpringerVS, 2015, 587 S.
Das viel beschworene Ende der modernen Fortschrittserzählungen bedeutet keineswegs die pragmatische bzw. ohnmächtige Beschränkung der Politik auf das Faktische. Mit Hilfe eines innovativen theoretischen Ansatzes geht die Studie deshalb dem Wandel des politischen Imaginären in der Spätmoderne nach. Sie zeigt, warum die Zeit der Utopien vorerst vorbei sein dürfte, mit politischen Mythen hingegen weiterhin zu rechnen ist: In der Spätmoderne wirkt der Traum von der technischen Machbarkeit gesellschaftlicher Harmonie wenig plausibel oder gar bedrohlich. Die Studie analysiert, wie mit der Globalisierung auch eine neue, vielstimmige mythische Erzählung über die Welt entstanden ist, die mit mannigfachen Erwartungen, Hoffnungen und Ängsten verbunden ist. Eine umfangreiche Fallstudie zur globalisierungs- kritischen Bewegung untersucht exemplarisch diesen politischen Mythos und seine Folgen.
"Rekonstruktion des Nationalmythos? Frankreich, Deutschland und die Ukraine im Vergleich"
Yves Bizeul (Hrsg.), Göttingen: V&R unipress, 2013, 266 S.
Nach zwei blutigen Weltkriegen und dem Nationalsozialismus wurden die meisten einheitlichen und essentialistischen Nationalmythen entzaubert. Insbesondere in der heutigen „postnationalen Konstellation“ (Habermas) der Globalisierung scheint der Bezug auf die Nation als gesellschaftlicher Kitt ausgedient zu haben. Zur selben Zeit jedoch versuchen unterschiedliche staatliche sowie zivilgesellschaftliche Akteure , einen neuen allgemeingültigen „Monomythos“ (Marquard) zu etablieren. Diese Rekonstruktionsversuche unter den Bedingungen spätmoderner Mediengesellschaften werfen eine Reihe von Fragen auf: Was unterscheidet diese Mythenrekonstruktionen von den früheren Nationalmythen der Moderne? Von wem gehen sie aus? Welche Ideologien und welche Ideologien liegen ihnen zugrunde? Welche Ressourcen und Medien werden im Kampf um die Deutungsmacht bezüglich der nationalen Geschichte eingesetzt? Antworten bietet dieser Band, der die aktuelle Erinnerungspolitik auch aus der Perspektive der europäischen Ethnologie betrachtet.
"Glaube und Politik"
Yves Bizeul, Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften, 2009, 315 S.
Selten besteht Politik aus rein zweckrationalem Handeln. Politische Überzeugungen entstehen nur begrenzt aus der Kraft der besseren Argumente im politischen Diskurs oder aus der Fähigkeit, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Neben der Legitimation durch Diskurs- und Zweckrationalität spielen vor allem auch nicht reflektierte vorpolitische Auffassungen eine bedeutende Rolle sowohl bei der Stabilisierung eines politischen Systems als auch bei der politischen Mobilisierung. Dieses Buch untersucht die Relevanz des religiösen wie auch des politischen Glaubens für die Politik.

"Gewalt, Moral und Politik bei Eric Weil"
Yves Bizeul (Hrsg.), Hamburg: Lit-Verlag, 2005, 188 S.
Der vorliegende Sammelband beschäftigt sich mit der politischen Philosophie Eric Weils. Diese besteht aus einer tiefgründigen und einzigartigen Reflexion über Gewalt, Moral und Politik, was vor allem auf die traumatischen Erfahrungen Weils im Ersten Weltkrieg und während des Nationalsozialismus zurückzuführen ist. In Weils Veröffentlichungen finden antike und moderne Philosophie, aristotelische Klugheit und aufklärerische Vernunft einen gleichberechtigten Platz. Mit Kant werden Autonomie und universelle Vernunft betont. Zugleich beruft sich Weil auf die Teleologien von Aristoteles und Hegel, um die rein formale Moral zu überwinden.
"Integration von Migranten - Französische und deutsche Konzepte im Vergleich"
Yves Bizeul (Hrsg.), Speyer: DUV, 2004, 208 S.
Das Thema Integration ist in Deutschland in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. So ist beispielsweise unter den Schlagworten "Kopftuch" und "deutsche Leitkultur" ein heftiger Streit entbrannt.
Die Beiträge setzen sich mit der Relevanz des Begriffs der Integration, mit den gängigen Integrationskonzepten und mit den praktischen Implikationen der Integration von Migranten in Frankreich und Deutschland auseinander. Darüber hinaus erörtern sie ein alternatives Modell der Integration, das über die republikanischen und kulturalistischen Konzepte hinausgeht, die auch in vielen Ländern der sogenannten "Dritten Welt", z.B. im hier untersuchten Indien, vorherrschend sind. Dieses von den Autoren des vorliegenden Sammelbandes bevorzugte "zivilgesellschaftliche Integrationskonzept" wird abschließend detailliert beschrieben.
"Brücke zwischen den Kulturen. „Übersetzung“ als Mittel und Ausdruck kulturellen Austauschs" aus der Reihe "Rostocker Studien zur Kulturwissenschaft", Band 7
Hans Jürgen Wendel, Wolfgang Bernard und Yves Bizeul (Hrsg.), Rostock: Universität Rostock, 2002, 311 S.
Ein gemeinsames Anliegen der Autoren dieses Sammelbandes ist, einer derzeit nicht selten stattfindenden Verkürzung des Verständnisses von kulturellem Austausch auf einen bloßen ‘Transfer von Informationen’ entgegenzuwirken und die vielfältigen Prozesse, die bei der Berührung unterschiedlicher Kulturen auftreten, in ihrer Interdependenz differenziert zu analysieren. Ein wichtiges Ergebnis ist dabei, dass der Austausch zwischen zeitgleichen Kulturen und der zwischen Kulturen aus historisch verschiedenen Epochen gerade unter einer systematischen Perspektive neben charakteristischen Unterschieden auch eine Reihe von bedeutsamen Gemeinsamkeiten zeigt, die freilich nur von interdisziplinären Forschungsansätzen angemessen erfasst werden können. Insofern versteht sich dieser Band nur als eine Art erster Zwischenbericht, der auffordern und motivieren soll zu weiterer gemeinsamer fach- und fakultätsübergreifender Forschung.
"Wieviel Armut verträgt die Demokratie?" aus der Reihe "Rostocker Studien zur Kulturwissenschaft", Band 6
Hans Jürgen Wendel, Wolfgang Bernard und Yves Bizeul (Hrsg.), Rostock: Universität Rostock, 2001, 190 S.
Neuere politikwissenschaftliche Studien belegen, dass das Entstehen und Überleben einer liberalen Demokratie - entgegen der Annahme vieler Modernisierungstheoretiker - nicht notwendig von wirtschaftlichen Bedingungen abhängt, siehe das Beispiel der USA in den 30er Jahren oder des heutigen Indien. Aufgrund des Grundkonsenses, der sie trägt (oder tragen sollte), scheint die liberale Demokratie langfristig gesehen sogar weniger anfällig für Zusammenbrüche als andere politische Ordnungen zu sein. Dies trifft zumindest solange zu, als ein in die Armut getriebener breiter Teil der Bevölkerung nicht langfristig ausgegrenzt wird. Die Frage „Wie viel Armut verträgt die Demokratie?“ ist einerseits eine aktuelle politische und könnte insofern, so scheint es, Politikwissenschaftlern, Soziologen und Ökonomen allein überlassen werden. In Wahrheit geht es aber um eine Grundfrage menschlichen Zusammenlebens in Gemeinschaft, deren Beantwortung von der vorgängigen Beantwortung einer Reihe philosophischer und u.U. auch theologischer Fragen abhängt. Gerade weil sie einerseits im Alltag der Menschen besonders deutlich spürbar und sichtbar wird, aber andererseits systematisch im Rahmen von Ethik und Politik einen vielfach abgeleiteten Charakter hat, ist es entscheidend, eine Antwort auf interdisziplinärem Wege zu suchen, wobei interdisziplinär in diesem Fall zugleich die Involvierung mehrerer Rostocker Fakultäten bedeuten muss, nämlich der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen, der theologischen und der philosophischen.
"Politische Mythen und Rituale in Deutschland, Frankreich und Polen" aus der Reihe "Ordo Politicus", Band 34
Yves Bizeul (Hrsg.), Berlin: Duncker & Humblot, 2000, 235 S.
Am 4. und 5. Oktober 1996 fand in Rostock ein internationales Symposium zum Thema „Politische Mythen und Rituale in Deutschland, Frankreich und Polen“ statt. Die in diesem Band gesammelten Beiträge geben Auskunft über neuerer Arbeiten zum politischen Mythos und zur dessen Definition sowie zahlreiche Beispiele von der „Arbeit“ am politischen Mythos und dem politischen Umgang mit Ritualen in den drei Nachbarstaaten Polen, Frankreich und Deutschland.
"Toleranz im Wandel" aus der Reihe "Rostocker Studien zur Kulturwissenschaft", Band 4
Hans Jürgen Wendel, Wolfgang Bernard und Yves Bizeul (Hrsg.), Rostock: Universität Rostock, 2000, 166 S.
Die Beiträge dieses Sammelbandes widmen sich vor allem drei miteinander eng verknüpften Problemen, nämlich erstens der Frage, ob neueste soziale Veränderungen in den westlichen Gesellschaften womöglich in besonderer Weise geeignet sein können, die europäische Tradition der Toleranz zu gefährden. Zweitens wird gerade vor diesem Hintergrund die geistige Basis des Toleranzgedankens - auch in Auseinandersetzung mit zentralen Texten aus Antike und Neuzeit - sorgfältig analysiert, um von daher drittens auch die Frage zu stellen, was zur Förderung der Toleranz beim Einzelnen wie in der Gesellschaft unternommen werden kann.

"Vom Umgang mit dem Fremden. Hintergrund, Definitionen, Vorschläge"
Yves Bizeul, Ulrich Bliesener und Marek Prawda (Hrsg.), Weinheim und Basel: Beltz, 1997, 253 S.
Der Band erlaubt eine bessere Fundierung der Diskussion zum Umgang mit dem Fremden und zur interkulturellen Erziehung, eine Entemotionalisierung (die oftmal den Blick für das Mögliche und Angemessene verstellt) bei den Versuchen, tragfähige Lösungen für eine gemeinsame Lebensgestaltung zu finden. Ziel ist keine Anleitung für das unmittelbare Handeln, sondern die Präsentation von Zusammenhängen und Begründungen, durch die fundierte Entscheidungen erst möglich werden.
Christliche Sekten und religiöse Bewegungen in der südlichen Hemisphäre – Eine Literaturstudie
Yves Bizeul, Bonn: Zentralstelle Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, 1995, 223 S.
Infolge des Scheiterns der großen sozialpolitischen "Erzählungen" der Moderne sprießen weltweit neue religiösen Bewegungen, sog. "Sekten" im Sinne Max Webers, wie Pilze aus dem Boden. Bislang hat die "Rückkehr des Religiösen" nur ausnahmsweise zu einer Restauration der alten kirchklichen Monopolposition geführt. Ganz im Gegenteil, die heutige Entwicklung ist ungemein differenziert, vielfältig und bunt. Die fortschreitende Atomisierung des religiösen Feldes, die zu einem Spiel von Angebot und Nachfrage religiöser Güter, zu einer Art „göttlichem Supermarkt“ führt, ist auch in immer mehr Länder der südlichen Hemisphäre zu beobachten. Ziel diese Veröffentlichung ist eine Bestandaufnahme der umfangreichen Literatur zum Thema christlich-fundamentalistische "Sekten" in der südlichen Hemisphäre.
"Gemeinschaften mit Eigenschaften? Die Identität der deutschen und französischen Gemeinschaften und ihre Sozialisationspraktiken – Ein Vergleich" aus der Reihe "Gesellschaft und Bildung" Band 6
Yves Bizeul: Baden-Baden: Nomos, 1993, 312 S.
Nach dem gescheiterten Unterfangen der Großideologien des 19. und 20. Jahrhunderts, gleichartige Menschen, Gruppen und Gesellschaften ohne Eigenschaften zu schaffen, hat das Thema Identität heute wieder Hochkonjunktur. Nicht zuletzt die religiösen Gemeinschaften in der Welt streben nach der Wiederentdeckung ihrer wirklichen bzw. vermeintlichen Wurzeln und heben ihre Unterschiedlichkeiten hervor. Die neuerweckten Denk- und Verhaltensweisen kongruieren jedoch nur bruchstückhaft mit ihren alten Vorbildern, zumal sich die globale gesellschaftliche Umwelt inzwischen radikal umgewandelt hat. Die hier vorgelegte Untersuchung hat als Ziel, anhand eines komplexen Modells der Kollektividentität die heutigen protestantischen Gemeinschaften in Deutschland und Frankreich zu vergleichen.

"L’Identité protestante"
Yves Bizeul, Paris: Méridiens Klincksieck, 1991, 276 S.
Die Untersuchung der Identität der kleinen französischen protestantischen Minderheit zeigt, dass diese über genug Klammern verfügt, um ihre verschiedenen Milieus zusammenzuhalten: die hohe Metastabilität, der "Sozialindividualismus", das Engagement für die Ideale der Lumières, die Menschenrechte, die Republik, die Laizität und die Toleranz. Sowohl die „Progressisten“ als auch die Vertreter einer Reaktivierung der Wir-Identität und die Evangelikalen und Pfingstler halten an diesen gemeinsamen Idealen fest. Die Betonung des Widerstandsgeistes (résister !) durch die französischen Protestanten ist nicht nur die Folge ihrer Geschichte der Verfolgung. Zum Widerstand bereit waren auch die Hugenotten der Cevennen während des Zweiten Weltkrieges, die sich zum Teil in die gleichen Höhlen wie die Camisarden versteckten, oder die Protestanten, die damals Juden geholfen haben. Es handelt sich um eine Grundeinstellung, die mit einem tiefen Hang zur Entmythologisierung der politischen Machtverhältnisse zusammenhängt.